Rechenschieber aus Dresden und Bad Liebenwerda
1 Rechenschieber aus Dresden und Bad Liebenwerda
Georg Schreiber, Tönisvorst
Vortrag, gehalten beim 1. Greifswalder Symposium zur Entwicklung der Rechentechnik 15. - 17. September 2000, erschienen in Schmidt/Girbardt 2000
Im Rechnerlexikon mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.
Wenn man in Deutschland über Rechenschieber spricht, meint man zunächst immer nur die drei großen Hersteller Faber-Castell, Nestler und Aristo/Dennert&Pape. Diese werden auch international zunehmend bekannter. Dann fallen einem vielleicht noch Ecobra, IWA und die Metallstäbe von REISS ein, ganz zuletzt möglicherweise noch Meissner und Mantissa. Erst durch das Buch von Dieter von Jezierski sind die drei zuletzt genannten den meisten Sammlern bekannt geworden.1 Freilich ist das Interesse immer noch ziemlich gering, was u.a. an fehlenden Informationen liegen mag. Ich möchte Ihnen heute einen kurzen Überblick darüber geben, was in Dresden und Bad Liebenwerda hergestellt worden ist. Basis hierfür ist meine eigene Sammlung von knapp 70 Exemplaren (einschließlich Varianten), ergänzt durch Angaben aus dem Blue Book2 und von anderen Sammlern. Bitte betrachten Sie diese Daten als eine erste, noch lückenhafte Bestandsaufnahme, erschwert dadurch, daß es in dem betrachteten Zeitraum weder Kataloge noch Preislisten gegeben hat. Ergänzungen, Hinweise und Korrekturen sind jederzeit willkommen.
Zunächst einen Blick auf die zeitliche Einordnung:
1.1 Zeit-Tafel
Bad Liebenwerda | Dresden |
1882 REISS gegründet | |
1902 RS im Vertrieb | |
1912 Eigenfertigung RS | |
1932 Löbker gegründet | |
1945 Demontage | |
1947 Meissner KG | |
1952 Wiederbeginn RS | |
1972 VEB Mantissa | |
1976 Ende Verlagerung | |
1984 Ende der Fertigung |
Wie Sie sehen, hat die Firma REISS eine längere Geschichte als Meissner, wobei die Rechenschieber in Bad Liebenwerda eher eine Randaktivität darstellten. Einiges hat Dieter von Jezierski in seinem bereits erwähntem Buch zusammengetragen, vieles ist noch zu erforschen. Aus Mangel an Material werde ich mich auf die Zeit nach 1945 beschränken.
Beginnen wir mit Löbker&Co in Dresden-Klotzsche.
1.2 Rechenschieber Löbker&Co KG
- Löconorm System Rietz Modell 75/2 40er? einfache Ausführung, Buche
- weitere Modelle/Varianten???
Mir ist nur ein einziges Modell bekannt, ein Rietz-Stab aus unverleimtem Buchenholz, die Skalenteilung nicht sehr fein ausgeführt und nur schwarz eingefärbt. Im Vergleich zu den damaligen Mitbewerber-Modellen ist dieser Stab nicht sehr attraktiv.
Wie bei Jezierski nachzulesen, wurde aus Löbker nach dem Krieg die Firma Meissner KG. Hier zunächst die Modelle aus Holz bis Anfang der 60er-Jahre:
1.3 Rechenschieber Meissner KG (Holzmodelle)
"System Rietz" Modell 75/2b | 1954 | Löbker-Modell in verbesserter Ausführung |
"System Rietz" | 1956 | besseres Holz, Plexi- statt Glasläufer |
"System Rietz" | 1961 | neue Typographie, Skalen bezeichnet |
"System Rietz" | 1963 | Celluloid durch Kunststoff ersetzt |
"System Darmstadt" | 1958 | Plexi-Läufer |
"System Darmstadt" | 1963 | R-Skala wird CI, Skalen bezeichnet |
"System Kaufmann" | 1957 | Celluloid-Auflage, Nußbaum? |
Altgrad-Neugrad | 1968 | 28cm Skalenlänge, 2 Läuferausführungen |
Eine Anmerkung zu den Jahresangaben, auch bei den nachfolgenden Tabellen: Einige sind genau, andere mit einer möglichen Differenz von 1-2 Jahren, einiges ist gegenwärtig nicht zuverlässig zu datieren. Wie Sie sehen, hat man zunächst beim Rietz-Stab die alte Löbker-Bezeichnung "Modell 75/2" übernommen und mit dem Zusatz "b" ergänzt. Die Ausführung ist allerdings wesentlich besser geworden. Insgesamt ist eine sehr deutliche Ähnlichkeit des Designs mit den Faber-Castell-Modellen festzustellen, z.B. beim "System Kaufmann" mit den Farben schwarz, rot und grün; die Skalen sind aber abweichend. Bemerkenswert sind die ausführlichen Anleitungen für alle Modelle in Form von Heften im A5-Format mit über 30 Seiten. Negativ anzumerken ist die z.T. unbefriedigende Schieberzügigkeit und das Ablösen der Kunststoffstreifen vom Holz nach der Umstellung von Celluloid auf Kunststoff. Ein sehr interessantes Modell finden Sie in der letzten Zeile: "Altgrad-Neugrad". Eines meiner beiden Exemplare hat als weitere Besonderheit einen Läufer mit zusätzlichen Teilungsstrichen.
In den beiden nächsten Tabelle sehen Sie die Umstellung der Standardtypen auf Vollkunststoff. Verwendet wurde in Dresden schlagzähes Polystyrol, beim Taschenstab "Multi" war es PVC. Zuerst also die Umsetzung der Rietz-Modelle:
1.4 Rechenschieber Meissner KG (Rietz Plastikmodelle)
System Rietz | 1967 | übliche Skalenanordnung |
Rietz Novo | 1972 | versetzte Skalen, Einseitenmodell |
Mono Rietz | ??? | Skalen wie System Rietz, Einseitenmodell |
Rietz Arcus | 1970 | ähnlich Rietz Novo, geänderte trig. Skalen |
Rietz Arcus LL | 1974 | zusätzlich Exponential-Skalen auf der Rückseite |
Die trigonometrischen Skalen wandern zunächst auf die Rückseite. Die Weiterentwicklungen "Mono Rietz", und "Rietz Novo" mit versetzten Skalen sind jedoch wieder Einseitenmodelle. Danach folgen "Rietz Arcus" und "Rietz Arcus LL".
Ein ähnliches Bild sehen wir auch beim System Darmstadt:
1.5 Rechenschieber Meissner KG (Darmstadt Plastikmodelle)
Darmstadt | 1967 | übliche Skalenanordnung, 2-Seitenmodell |
Rietz-Darmstadt | 1967 | unübliche Bezeichnung und Skalenanordnung |
Variant | 1968 | neue Bezeichnung für Rietz-Darmstadt |
Variant II | 1971 | alle Exponential-Skalen unterhalb D |
Darmstadt-Record | ?? | Weiterentwicklung, 22 Skalen |
Electric | ?? | normaler Elektro-Stab, einseitig |
Electric Ing.F.Hösel | ?? | 2-Seiten-Modell mit 24 Skalen |
Wieder erfolgt als erster Schritt die 1:1-Übertragung. Danach sehen Sie mit dem "Rietz-Darmstadt" ein Kuriosum. Mir ist diese Kombination in der Bezeichnung sonst noch nie begegnet. Die Aufteilung der Exponential-Skalen auf der Rückseite mit LL1 oberhalb DF und LL2 und LL3 unter D ist ebenfalls ungewöhnlich. Kurzfristig wird dann das Modell in "Variant" umbenannt, dann wird "Variant II" daraus, mit zusätzlicher ST-Skala auf der Vorderseite und Zusammenführung der 3 Exponential-Skalen unterhalb von D auf der Rückseite. Eine nochmalige Weiterentwicklung ist der "Darmstadt Record" mit 22 Skalen, ein sehr vielseitiges Modell. Weiterhin ist in dieser Tabelle ein normaler Elektro-Stab aufgeführt, sowie ein sehr spezielles, hochentwickeltes Modell nach Ing. F.Hösel mit 24 Skalen für eine Vielzahl von Berechnungen aus dem Bereich der Elektrotechnik. Übrigens gab es auch für einige dieser Stäbe neben Kurzanleitungen ausführlichere Begleithefte, ähnlich wie bei den Holzmodellen.
In der folgenden Tabelle eine interessante Besonderheit: Schulrechenstäbe!
1.6 Schul- und Taschenrechenschieber Meissner KG
Schulrechner | 1963-66 | DZL R.Nr. 1172, 4 verschiedene Ausführungen bekannt |
Rietz 12,5cm | 1969-75 | Design und Material weitgehend wie REISS |
Darmstadt 12,5cm | 1970-? | versetzte Skalen, ebenfalls wie REISS |
Multi 12,5cm | 1972-? | Skala K durch ST ersetzt, wird zu Mantissa |
Sie haben die übliche Skalenanordnung A!B,C!D auf der Vorderseite, auf der Rückseite aber lineare Skalen mit positiven und negativen Zahlen 1-26. Hierzu gab es eine ausführliche Anleitung im A5-Format mit 33 Seiten von 1966. Es ist nicht bekannt, wie lange diese Stäbe hergestellt wurden. Lineare Skalen waren bei Rechenstäben allgemein nicht gebräuchlich. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß sich in der hiesigen Rechentechnischen Sammlung weitere polnische, tschechische, russische und ostdeutsche Schulmodelle mit ähnlichen Skalen befinden.3 Darunter sehen Sie dann 3 Taschenstäbe: "Rietz", "Darmstadt" und "Multi". Weitere sind mir nicht bekannt. Wahrscheinlich hängt die geringe Bedeutung der Taschenstäbe in der damaligen DDR mit dem fehlenden Einsatz als Werbemittel zusammen, einige Ausnahmen hat es jedoch gegeben. Übrigens fehlen auch 50cm-Stäbe und Rechenscheiben; sowohl bei Meissner, als auch bei REISS und VEB Mantissa. Eine Anmerkung ist an dieser Stelle zu machen. Fast alle mir bekannten Schulmodelle, sowie viele der einfacheren anderen Kunststoffmodelle zeigen sich dem Sammler heute oft mehr oder weniger vergilbt. Die Ursache dürfte in der Reinheit und/oder einer unzureichenden UV-Stabilisierung des Polystyrols liegen, aber auch in unterschiedlichen Qualitäten des Weißpigmentes Titandioxid, das aus Jugoslawien und Polen bezogen wurde4.
Wie aus der Tabelle 2 zu entnehmen war, erfolgte 1972 die Umwandlung der zuvor privatwirtschaftlich betriebenen Firma Meissner KG in den staatlichen Betrieb VEB Mantissa. Das Logo "M" von Meissner wurde dabei weiter verwendet. Gleichzeitig wurde die Rechenstab-Produktion der staatlichen Firma REISS in Bad Liebenwerda schrittweise im Zeitraum 1974-1976 nach Dresden verlagert und ein gemeinsames, gestrafftes Programm unter dem neuen Namen "VEB Mantissa" weitergeführt.
Die Firma REISS wurde nach Kriegsende völlig demontiert, da sie zuvor überwiegend für die Rüstungsindustrie gearbeitet hatte. 1947 begann der schrittweise Wiederaufbau, ab Beginn der 50er Jahre wurden auch wieder Rechenstäbe hergestellt.5 6
1.7 Rechenschieber REISS I
Rietz | Holz | bis Mitte 50er Jahre ? |
Darmstadt | Holz | bis Mitte 50er Jahre ? |
Simplex | Holz | bis 1973, letztes Holzmodell |
Rietz 3203 | Alu | ab Anfang 50er, zumeist ohne Modellnr. |
Darmstadt 3204 | Alu | ab Anfang/Mitte 50er?, zumeist ohne Modellnr. |
Elektro 3205 | Alu | Beginn?, ebenfalls ohne Modellnr. |
Rietz spezial 3201 | Alu | ca. 1963, versetzte Skalen |
Progress 3223 | Alu | Beginn?, versetzte Skalen, zusätzlich T1 und T2 |
Rietz 3209 Taschenstab | Alu | Beginn?, zumeist ohne Modellnr. |
In der 1.Tabelle werden 3 Holzmodelle aufgeführt. Von diesen wurde der Schulstab "Simplex" noch bis in die 70er Jahre gefertigt. Für die dann folgenden Aluminium-Stäbe wurden eigene Teilungsmaschinen entwickelt und hergestellt. Der Produktionsbeginn soll 1953 gewesen sein.7 Es existiert jedoch eine Bedienungsanleitung für den Rietz-Stab mit Druckfreigabe vom 20.9.1951.8 Möglicherweise hat es Anlaufschwierigkeiten in der neuen Herstellungstechnik gegeben. Für den Sammler ist anzumerken, daß sowohl der normale Rietz-Stab als auch der Taschenstab zunächst ohne die Bezeichnung "Rietz" hergestellt wurden. Ebenso fehlen zumeist die Modellnummern. Letzteres gilt auch für die Modelle Darmstadt und Elektro. Die Metallstäbe wurden bis 1972 hergestellt. Am häufigsten findet der Sammler das Modell Progress.
In der 2.Tabelle sind die Plastikmodelle aufgeführt.
1.8 Rechenschieber REISS II (Plastikmodelle)
Darmstadt 3236 | übliche Skalenanordnung, zusätzlich T1 und T2 |
Darmstadt Record 3214 | 1961, zusätzlich versetzte Skalen, insgesamt 22 |
Disponent | keine Unterlagen |
Stellfix T | Übernahme aus dem Vorkriegsprogramm |
Duplex 3227 | 1965 eingeführt, Spitzenmodell mit 30 Skalen |
Rietz Taschenstab 3212 | oft ohne Modellnr. |
Darmstadt Taschenstab | versetzte Skalen, keine Modellnr. bekannt |
Militärischer RS | "Staffelung", auch in Metall bekannt |
Hergestellt wurden sie aus Astralon bzw. Decelith. Das Material ist sehr weiß und die Teilungen sind sauber ausgeführt. Insgesamt sind alle Stäbe im Gegensatz zu den Meissner-Modellen von sehr guter Qualität, im Hinblick auf den Exporte sicherlich sehr wichtig. Übrigens tragen viele Exemplare die Aufschrift "Made in Germany". Aus dieser Tabelle ist das Modell "REISS 3227 Duplex" besonders hervorzuheben. Es hat die Skalen:
Vorderseite: | LL00,LL01,LL02,LL03,DF!CF,CIF,BI,CI,C!D,LL3,LL2,LL1,LL0 |
Rückseite: | K,T1,T2,DI,A!Sh1,Sh2,Th,SZ,C!D,SK,P,ST,L |
Entwickelt wurde es 1965 von Dr. Artur Ewert, der bereits das ebenfalls sehr leistungsfähige Modell "Darmstadt Record" betreut und hierzu eine sehr ausführliche Anleitung mit 67 Seiten im Format A5 verfaßt hatte. Zum "Duplex" gab es ebenfalls eine Anleitung mit 18 Seiten im Format A5. Alle Möglichkeiten dieses Stabes werden jedoch erst in seinem Buch "Modernes Stabrechnen" auf 197 Seiten beschrieben.9 In der Einleitung schreibt er: "Mit der Erweiterung des "Darmstadt" durch Aufbringung von Kehrwerten zu den Exponentialteilungen und Teilungen für die Berechnung von Hyperbelfunktionen zum "REISS-Rechenstab Duplex" scheint die Entwicklung des allgemeinen Rechenstabes einen Höhepunkt und -vielleicht - einen Abschluß erreicht zu haben." Mit dieser Einschätzung aus dem Jahre 1969 ist die Situation auch im historischen Rückblick zweifellos richtig beschrieben worden. Der Stab wurde bis 1976 hergestellt und ist heute nur schwer zu finden.
Nach der Überleitung der Rechenstab-Herstellung von REISS auf VEB Mantissa in Dresden, die 1976 beendet war, wurde dort ein gestrafftes Programm von Plastikstäben hergestellt Die Teilungsmaschinen für die Metallstäbe wurden an die Firma Skala in Polen verkauft. Ob sie dort eingesetzt wurden, ist nicht bekannt.
In der folgenden Tabelle sehen Sie das Standardsortiment des VEB Mantissa:
1.9 Rechenschieber VEB Mantissa
Multi | Taschenstab, Übernahme Meissner |
Rietz | Übernahme Meissner |
Mono-Rietz | Übernahme Meissner |
Electric Ing.F.Hösel | Übernahme Meissner |
Darmstadt II | Weiterentwicklung Meissner-Modell |
Record | aus Meissner Darmstadt Record und REISS 3214 |
Progress | Übertragung von REISS-Alu-Stab auf Plastik |
Trim | Neuentwicklung |
Trim LL | Weiterentwicklung mit 24 Skalen |
Es bestand im wesentlichen aus Übernahmen aus dem Meissner-Programm, von REISS wurden die Modelle "3214 Darmstadt Record" und "Progress" adaptiert. Für den Export wurden weiterhin Stäbe mit der "REISS"-Firmierung in der bisherigen guten Qualität gefertigt. Hierzu muß man wissen, daß in Bad Liebenwerda weiterhin unter der Marke "robotron REISS" ein stark exportorientiertes Zeichentechnik-Programm hergestellt wurde. Übrigens gibt es die Firma REISS weiterhin, sie stellt heute anspruchvolle Büromöbel her. Als Neuentwicklungen aus der Mantissa-Zeit sind nur die Modelle "Trim" und "Trim LL" anzusehen, letzteres in guter Ausführung mit 24 Skalen.
Einen überraschend großen Umfang hatte die Herstellung von Sonder-Modellen. Während bei REISS viele militärische Modelle gefertigt wurden, von denen wenig bekannt ist, hat man in Dresden seit Mitte der 60er Jahre eine größere Anzahl von Rechenstäben für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete gefertigt. Einige sind mit Meissner KG bzw. VEB Mantissa bezeichnet, viele mit dem Verwender oder Entwickler, etliche sind unbezeichnet. Möglicherweise stammen einige auch aus Bad Liebenwerda.
1.10 Sondermodelle Meissner und Mantissa
Electrolyse | 1971 | VEB Elektrochem. Kombinat Bitterfeld |
Navigat | 1964 | Bezeichnung nicht auf dem Stab |
Agro-Navigat | 1969 | zusätzliche Skala |
Erdgas Verbrennung | 1969 | 20 Skalen auf 2 Seiten, unbekanntes Firmenlogo |
Techn. Holztrocknung | 1970 | Rückseite Mono-Rietz |
Strahlenschutz | 1970 | für MfS, streng geheim, Rückseite Mono-Rietz |
Galvano | 1972 | VEB Galvanotechnik Leipzig |
Puresta | 1972 | VEB Kombinat Pumpen und Verdichter, Halle/Saale |
Viscorule | 1968 | nach Dr.-Ing. H.Roth |
BR-4 | ?? | barometr. oder militärischer RS ? Rücks. MonoRietz |
Normerfüllung | 1970 | Weigang Organisation in Verwaltg. GmbH, Dresden |
Feuchte Rechenstab | 1965 | DDR-GM 4770, Feutron |
Feuchte Rechenstab | ?? | Typ 1801 |
Feuchte-Rechenstab | 1971 | Typ 1802, Feutron |
Regolo di Mollier | ?? | italien. Ausführung von Typ 1802 |
Maschinengrundzeit | 1976 | SKET Magdeburg |
Eisrechner f. Kunsteis | 1976 | Wissenschaftl.-techn. Zentrum Sportbauten |
Syst. IfKB Schönow Rind | ?? | Rindermast |
Syst. IfKB Schönow Schwein | Schweinemast | |
Artillerie | 1972 | geheim, 1974 mit geänderter Rückseite |
SI-E Umrechner | 1979 | ohne Zunge |
IHZ-ZIS-Abkühl-RS | 1977 | Zentralinstitut für Schweißtechnik Halle/Saale |
Masse | 1977 | Maschinenbau |
Luftschadstoff-RS | ?? | Rückseite REISS Darmstadt Record, Prototyp? |
Techn. Lärmschutz | ?? | Entwicklungsprojekt, Realisierung ungewiß |
Absauganlagen | ?? | Entwicklungsprojekt, Realisierung ungewiß |
Unter diesen Stäben sind viele interessante Modelle. Oft ist für den durchschnittlich begabten Sammler nicht zu ermitteln, welche Berechnungen ausgeführt werden konnten. Bedienungsanleitungen fehlen fast völlig, einige waren auch als geheim eingestuft. Hier bietet sich noch ein reiches Betätigungsfeld für die Sammler. Als Beispiel möchte ich den "Eisrechner für Kunsteisbahnen" nennen, ein sehr komplexes Modell mit Skalen und Diagrammen, ebenfalls geheim. Der Stab in meiner Sammlung zeigt deutliche Gebrauchsspuren, ist also in der Praxis häufig verwendet worden. Es ist anzunehmen, daß weltweit kaum ein zweites Modell für diesen Anwendungszweck entwickelt worden ist.
Die Herstellung von Rechenstäben ging in Dresden in den 80er-Jahren stark zurück, in Westeuropa war bekanntlich schon 1975 das Ende gekommen. Bis 1984 wurden hauptsächlich der "Mono-Rietz" für den Schulunterricht sowie einige Datenschieber hergestellt, dann endete auch hier die Ära der Rechenschieber, fast 10 Jahre später als in Westeuropa. Zurückgeblieben ist eine große Anzahl der verschiedensten Rechenschieber, die zu sammeln durchaus lohnend ist.
1.11 Literatur
- D. von Jezierski, Rechenschieber- eine Dokumentation, Eigenverlag, Stein 1997
- H. van Herwijnen, Slide Rule Catalogue, November 1997
- W. Girbardt und W. H. Schmidt, Katalog der Rechentechnischen Sammlungen des Instituts für Mathematik und Informatik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald 1999
- H. Kirst, persönliche Mitteilung, Dresden, Juni 2000
- robotron REISS 100 Jahre, Bad Liebenwerda 1982
- Firma REISS im Spiegel der Zeitgeschichte zum 110-jährigen Bestehen, Bad Liebenwerda 1992
- D. Menzel, persönliche Mitteilung, Bad Liebenwerda, Juli 2000
- Das Rechnen mit dem REISS Rechenschieber System Rietz leicht verständlich gemacht, Mess- und Zeichengerätebau Liebenwerda 1951
- A.Ewert, Modernes Stabrechnen, Leipzig 1966
Anschrift des Verfassers:
- Georg Schreiber
- D-47918 Tönnisvorst, Berliner Str. 269
1.12 Copyright
Alle Rechte beim Verfasser
Diese Seite ist geschützt. Sie darf nur
vom Autor oder einer beauftragten Person verändert werden.
Falls Sie mit dem Inhalt nicht einverstanden sind,
machen Sie bitte einen Eintrag bei der Diskussion und schicken dem Autor eine Mail.