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Rechnerlexikon

Die große Enzyklopädie des mechanischen Rechnens

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Bunzel, Hugo


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Österreichische Kaufleute, vielleicht Vater und Sohn, mit einer Bunzel- Rechenmaschine um 1910

geboren etwa 1852, vermutlich in Prag
gestorben 28.März 1908 in Wien

Inhaltsverzeichnis

1 Leben

Hugo Bunzel studierte Kunst und Kalligraphie, heiratete etwa 1875 Marie Brodbeck, die aus einer jüdischen Familie aus Freiburg in Baden stammte. Bunzel handelte schon in diesen Jahren mit Bürobedarf im weitesten Sinne. Er ließ sich z.B. Stahlfedern (Schreibfedern) mit eigenem Namenszug herstellen, auf denen neben Prag auch Freiburg i.B. als Firmensitz angegeben war. Er reiste viel, was darauf schließen lässt, dass er eher als Großhändler auftrat. Aus diesem Grund war er ein interessanter Partner für Arthur Burkhardt. Der überließ ihm etwa ab 1887 seine "Burkhardt Arithmometer", damit sie Bunzel im Raum der Donaumonarchie bekannt machte und verkaufte. Bis zu seinem Umzug nach Wien (ca. 1897) schraubte Bunzel ein kleines Firmenschild mit seinem Namen über den Namenszug von Arthur Burkhardt (Glashütte).
In Wien ging Bunzel dazu über, nur noch das technische Innenleben der Burkhardt-Rechenmaschinen zu kaufen - das Staffelwalzengetriebe und den Schlitten mit den beiden Zählwerken. In einer kleinen Werkstatt ließ Hugo Bunzel seine "eigenen" Maschinen entstehen. Sie bekamen einen größeren Griff, bald darauf einen größeren Holzkasten, der sich durch eine besondere Mechanik schräg aufstellen ließ.
Schließlich übernahm Bunzel eine Erfindung der Glashütter Firma Saxonia, die von 1901-1903 vielleicht als Reichsgebrauchsmuster geschützt war: die Zuglöschung für die Zählwerke im Schlitten mittels einer wellenförmigen Löschschiene und darin gelagerten Exzentern. Bunzel verbesserte diese Idee und bekam isgesamt drei Patente in Österreich-Ungarn und Deutschland. Diese Erfindung wurde sehr bald von namhaften anderen Herstellern übernommen (TIM; Peerless; Archimedes, Austria, Burkhardt usw,). Im Gegensatz zu Burkhardt war Bunzel stets auf kundenfreundliche Innovationen bedacht. Er verkaufte gut und regelmäßig seine Maschinen, was sich heute anhand der gesammelten Maschinen-Nummern feststellen lässt. Um 1905 entschied er sich, seinen Rechenmaschinen den Zusatz "Delton" zu geben, vermutlich für eine bessere Akzeptanz im angelsächsischen Raum. Ein eigenes Firmen-Logo aus mehreren Dreiecken (vgl. den griech. Buchstaben "Delta") sollte seine Maschinen unverwechselbar machen. Dass Bunzel in Wien keine eigene Erzeugung von Rechenmaschinen unterhielt, ergibt sich aus dem unten abgebildeten Zeitungsausschnitt von 1906 - zu diesem Zeitpunkt hatten Bunzels Maschinen schon die Seriennummer 5000 erreicht.
Nach seinem Tod im Frühjahr 1908 übernahmen seine Frau Marie und sein Sohn Kurt das Geschäft. Auch stellten sie bald darauf einen erfahrenen Kaufmann ein: Hugo Podwinetz, der in Wien zuvor Brunsviga-Maschinen verkauft hatte. Er übernahm 1911 die Leitung des Betriebes in Wien, woraus man schließen könnte, dass Kurt Bunzel sich in England niederließ, um von dort das Übersee-Geschäft zu betreiben. Kurt hatte sich - einem Brief seiner Mutter zufolge - schon vor einigen Jahren für eine Weile nach England begeben, um bei Freunden die Sprache zu lernen und in einer Fabrik Erfahrungen zu sammeln. So bereiteten ihn seine Eltern auf seine späteren Aufgaben vor.
Es überrascht, wenn man feststellt, dass die Firma "Bunzel-Delton" in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg viel Geld und Zeit für eine völlige Neuentwicklung ausgab: eine Maschine mit wendeläufigen Staffelwalzen! Dadurch wären die zahlreichen Staffelwalzen-Konkurrenten in Deutschland ins Hintertreffen geraten. Zur gleichen Zeit erprobte Frank S. Baldwin in den USA für den Auftraggeber Monroe seine ebenfalls wendeläufige Neuentwicklung mit "geteilten Staffelwalzen". Der Ausgang des 1. Weltkrieg führte zum Glück des Letzteren, während die umfangreich patentierte Bunzel-Erfindung in Vergessenheit geriet.
Das letzte Lebenszeichen der Firma Bunzel-Delton erhielt Ernst Martin, als 1924 in Wien nachforschte. Man informierte ihn vom Tod des Inhabers im Jahr 1915. Das könnte bedeuten, dass Kurt Bunzel 1915, etwa 40-jährig, im zweiten Kriegsjahr gefallen ist. Ein Verbleib der Firma in der Favoritenstraße 194 (bezogen 1912) konnte unter diesen Umständen nicht finanziert werden. Ein letzter Umzug, vielleicht mit einigen Arbeitern für Reparaturen an Bunzel-Maschinen, führte die Erbin, Marie Bunzel, in die Klimschgasse 12.
Nach unsererm heutigen Wissenstand verkaufte Hugo Bunzel gut 7000 Maschinen zwischen 1890 und 1914, Burkhardt zwischen 1880 und 1914 dagegen höchstens 2000 unter seinem Namen. Allerdings hatte er sehr viele Staffelwalzen-Getriebe für die Bunzel-Maschinen nach Wien geliefert.
 
Martin Reese

2 Bilder


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Schreibfeder aus Stahl: H.Bunzel Prag Freiburg i.B.

.
Bunzel-Löschung Detail DRP 160996.jpg

2.1 Maschinen, Geräte

Bunzel_(Burkhardt)_-_Prag_(1)
Bunzel (2)
Bunzel (3)
Bunzel (4)
Bunzel-Delton No.5 mit Doppellineal
Bunzel-Delton No.7
Bunzel No. 8
Bunzel No.10

Wichtige Maschinen und Geräte:

2.2 Patente

 siehe unten

Wichtige Patente:

3 Literatur


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Wiener Zeitung v. 7.7.1906 mit Hinweis a. d. Fa. Bunzel


4 Weblinks


5 Sonstiges

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Patente:


  • Patent:DE162017 29.03.1972 Bunzel, Hugo Nullstellvorrichtung für Rechenmaschinen, bei der für jede Reihe von Zahlenscheiben ein Nullstellschieber vorhanden ist
  • Patent:DE160996 29.03.1972 Bunzel, Hugo Nullstellvorrichtung für Rechenmaschinen, bei der die Zurückführung der Zahlenscheiben durch eine Schubstange erfolgt, die auf Daumen der Zahlenscheiben einwirkt
  • Patent:DE160995 29.03.1972 Bunzel, Hugo Nullstellvorrichtung für Rechenmaschinen, bei der die Zurückführung der Zahlenscheiben durch eine Schubstange erfolgt, die auf Daumen der Zahlenscheiben einwirkt


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