Rheinmetall
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1 Firmendaten
Vollständiger Name....: Rheinische Metallwaren- und MaschinenfabrikOrt, Land.............: Düsseldorf und Sömmerda, Deutschland
Gründer...............: Ehrhardt, Heinrich
Gründungsdatum........: 13.04.1889
Namensänderung........: Rheinmetall-Borsig AG (1936 - 1946)
......................: Rheinmetall-Borsig SAG (1946 - 1952)
....................... VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda (1952 - 1978)
....................... VEB Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda (1978 - 1990)
Löschung der Firma....: 31.12.1991 Produktionsende im Werk Sömmerda
Hauptprodukte.........: Schreib- und Rechenmaschinen, Waffen- und Munitionstechnik,
....................... Kardanwellen und -gelenke, Fotoapparate, Mopedmotoren uvm.
2 Firmengeschichte
2.1 Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik (1889 - 1935)
Anläßlich eines Staatsauftrags zur Munitionsherstellung gründet der Unternehmer Heinrich Ehrhardt aus Zella St. Blasii (dem späteren Zella-Mehlis) am 13. April 1889 die "Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft" in Düsseldorf-Derendorf. Das Unternehmen expandierte sehr schnell und zählte ein Jahr später bereits 1400 Mitarbeiter. Ein Grund für den wirtschaftlichen Erfolg war, neben den staatlich geförderten Aufträgen, ein Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre nach dem "Press- und Ziehverfahren", das sich Ehrhardt 1891 patentieren ließ und auch im Firmenlogo symbolisch abgebildet ist. Am 31. März 1901 übernimmt das Unternehmen die in Konkurs gegangene Munitions- und Waffenfabrik AG in Sömmerda (Thüringen), die Nikolaus von Dreyse 1827 gründete und welche vor allem durch die Entwicklung des Zündnadelgewehres bekannt wurde. Auch in den nachfolgenden Jahren lag der Schwerpunkt der Produktion im Bereich Waffen- und Munitionstechnik (Rohrrücklaufgeschütze, Geschosszünder usw.) Anfang 1914 ist Rheinmetall einer der größten Hersteller millitärischer Produkte im Deutschen Reich mit ca. 8000 Mitarbeiter, und bis zum Ende des ersten Weltkriegs 1918 vergrößert sich die Belegschaft auf knapp 48000 Arbeiter und Angestellte. Nach dem Vertrag von Versailles 1919, der die Rüstungsindustrie extrem einschränkte, suchte man nach einem neuen Geschäftsfeld. Mit nur noch 1500 Beschäftigten im Werk Sömmerda entschied man sich für den Bereich Büromaschinen, in dem die technische Erfahrungen und das vorhandene feinmechanische Wissen gut verwendet werden konnten. Im Juni 1919 wurde der Ingenieur Heinrich Schweitzer eingestellt, der die erste Rheinmetall-Schreibmaschine entwarf und 1920, nach nur sieben Monaten, auf den Markt brachte. Am 13. Dezember 1920 wurde Richard Berk, der bereits Leiter der Rechenmaschinenfabrik Ludwig Spitz & Co. war, im Unternehmen angestellt. Er hatte zu jener Zeit schon zwei Patente angemeldet, DE319630 und DE319631, und seine Aufgabe war es, innerhalb von nur drei Monaten eine Rechenmaschine auf der Grundlage seiner Entwürfe zu entwickeln. Mangels Facharbeiter und fehlender Spezialwerkzeuge konnte ein Prototyp dieser Maschine, genannt Saldo, erst nach einigen Monaten Verspätung im Sommer 1921 fertiggestellt werden. Dieses Modell wurde jedoch vom Firmenvorstand abgelehnt, und man beauftragte Berk, die Mängel innerhalb der nächsten Monate zu beheben. Schließlich gelang es Berk, die Bedienung der Maschine zu vereinfachen und Probleme bei der Zehnerübertragung zu beseitigen (vgl. das Patent DE448462), so daß 1922 in Sömmerda mit der Produktion des ersten Serienmodells R IV begonnen werden konnte. Das Modell R IV war eine Staffelwalzenmaschine mit Kurbelantrieb, die wegen der Inflation noch mit einer relativ großen Kapazität von 11×17×9 in den Zählwerken ausgestattet wurde. Mit den nachfolgenden Modellen R I, II und IIa wurden dann auch Handrechenmaschinen mit kleineren Dimensionen hergestellt. Nach Stückzahlen blieb die Rechenmaschineproduktion anfangs jedoch weit hinter der Schreibmaschinenproduktion zurück:
Büromaschinenproduktion (Stück) | ||
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Jahr | Schreibmaschinen | Rechenmaschinen |
1920 | 37 | - |
1921 | 795 | - |
1922 | 2660 | 45 |
1923 | 4971 | 40 |
1924 | 4282 | 150 |
1925 | 2727 | 350 |
1926 hat man Berk, ähnlich wie vier Jahre zuvor Schweitzer, aus nicht ganz geklärten Umständen aus dem Werk entlassen. Sein Nachfolger wurde August Kottmann, der die Entwicklung des Büromaschinenwerks Sömmerda bis in die 1960er Jahre entscheidend prägte. Nachdem Kottmann bereits seine Lehre von 1911 bis 1915 im Werk Sömmerda absolvierte, wurde er dort nach dem ersten Weltkrieg als Zeichner und Techniker beschäftigt. Anschließend arbeitete er in der Rechenmaschinen-Abteilung, wo er 1924 den Vorschlag unterbreitete, die Rheinmetall-Rechenmaschinen zu elektrifizieren. 1925 wurde Kottmann Chefkonstrukteur mit dem Auftrag, seine Pläne in die Tat umzusetzen, und im August 1926 konnte er seine erste Vierspeziesmaschine fertigstellen: das Modell ER IIa mit elektrischem Antrieb und automatischer Division. Diese Divisionsvorrichtung wurde im darauffolgenden Jahr auch in die Handrechenmaschinen eingebaut. 1930, auf der Kölner Herbstmesse, präsentierte das Unternehmen erstmals den von Kottman entwickelten "Superautomaten", eine Staffelwalzenmaschine mit automatischer Multiplikation und Division, die alle Arbeitsschritte nach dem Eintasten der Zahlen selbständig durchführen konnte. Das Spektrum der bei Rheinmetall hergestellten Modelle umfaßte nun bereits alle verschiedenen Typen an Vierspeziesmaschinen: Handrechenmaschinen (teils mit Divisionsvorrichtung), elektrische und halbautomatische Modelle sowie Vollautomaten. Die Konstruktionen war so gelungen, daß sie bis Ende der 1960er Jahre die Grundlage aller Rheinmetall-Rechenmaschinen bildeten und nur geringfügig abgeändert wurden. Zur Vervollständigung des Angebots hat man ab 1931 auch Addiermaschinen entwickelt und 1933 auf den Markt gebracht.
Mit den gewonnenen Erfahrungen im Schreib- und Rechenmaschinenbau war man bestrebt, diese beiden Gebiete zu vereinen. Ein erster Versuch war die Herstellung von Hollerith-Lochkartenmaschinen. Hierzu wurde 1926 Gustav Tauschek, der bereits bei IBM tätig war und einige Patente auf diesem Gebiet angemeldet hatte, in Sömmerda angestellt. Im Frühjahr 1928 gründete man in Berlin die "Rheinmetall Lochkarten GmbH" zur Vermarkung der Maschinen. Allerdings kam es nie zur Produktion. IBM übernahm alle Patente und Prototypen, und Ende 1928 wurde die Entwicklung von Lochkartenmaschinen in Sömmerda eingestellt. Ein großer Erfolg und Höhepunkt in Kottmanns Ingenieurleistung war dagegen die Entwicklung der Rheinmetall-Fakturiermaschine. Bereits 1930 unter dem Titel "Schreibende, selbsttätig multiplizierende Rechenmaschine" zum Patent angemeldet, vgl. DE503944, wurde sie erstmals 1932 auf der Leipziger Herbstmesse der Öffentlichkeit vorgestellt. Die neue Fakturiermaschine, eine Kombination aus Schreibmaschine, Rechenmaschine und Speicherwerk, hatte bereits eine Vorrichtung zur automatischen Multiplikation und zur elektromechanischen Abtastung des Speicherinhalts. Die einzelnen Werte, etwa Stückzahlen und Preise, werden zusammen mit dem Text über die Schreibmaschinentastatur eingegeben und anschließend im Rechenwerk multipliziert bzw. im Speicherwerk abgelegt; die Endsummen (Senkrecht- und Queradditionen) werden dann über die Schreibvorrichtung in den Rechnungstext eingefügt. Neber der wieder ansteigenden Munitionsproduktion (Zünder) und den Büromaschinen war die Herstellung von Automobil-Zubehörteilen der dritte bedeutende Wirtschaftszweig bei Rheinmetall. Insbesondere die von Fritz Faudi entwickelten Rohr-Kardanwellen und Kardangelenke brachten gute Umsätze:
Umsatz (Mark) | |||
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Jahr | Autoteile | Schreibmaschinen | Rechenmaschinen |
1926/27 | 356848,04 | 518653,84 | 419891,61 |
1927/28 | 1288051,27 | 659068,78 | 809328,92 |
1928/29 | 1727672,93 | 786345,28 | 1196968,54 |
1929/30 | 883418,72 | 917811,58 | 1384170,26 |
1930/31 | 423696,00 | 521794,00 | 1178163,00 |
1931/32 | 274626,00 | 510094,00 | 874987,00 |
1932/33 | 655643,86 | 782929,57 | 887542,77 |
2.2 Rheinmetall-Borsig AG / SAG (1936 - 1952)
Ende April 1933 übernimmt Rheinmetall die vor der Liquidation stehende August Borsig Maschinenbau AG, einen der großen Lokomotivhersteller des Deutschen Reiches. Die beiden Unternehmen fusionieren am 1. Januar 1936 zur Rheinmetall-Borsig AG, und der Firmensitz wird 1938 von Düsseldorf nach Berlin-Tegel verlegt. Der Zusammenschluß dieser beiden Unternehmen wird auch im neuen Firmenlogo sichtbar, in dem nun zusätzlich ein stilisiertes Lokomotivrad abgebildet ist. Durch zahlreiche Aufträge aus dem Reichskriegsministerium wird die Aktiengesellschaft mit den drei Werken in Düsseldorf, Berlin und Sömmerda zu einem der größten Produzenten von Waffen und Munition. Auch im Bereich der Büromaschinen kann man beträchtliche wirtschaftliche Erfolge verzeichnen: im Zeitraum von 1931 bis 1938 stieg der Büromaschinenumsatz von 1,03 auf 17,45 Millionen Reichsmark. Aufgrund dieses Wachstums mußten die Produktionsstätten im Büromaschinenwerk Sömmerda erweitert werden. 1938 entstand der Schreibmaschinenbau, und 1940 kamen die Gebäude "Rechenmaschine I und II" dazu. 1941 geht die Aktienmehrheit an der Rheinmetall-Borsig AG auf die "Reichswerke Hermann Göring" (Aktiengesellschaft für Erzbergbau und Eisenhütten) über, ein Konglomerat von Unternehmen der Schwerindustrie, das die Aufrüstungspolitik im nationalsozialistischen Deutschland bestimmt. Mit der Verstaatlichung der Rheinmetall-Borsig AG, die nun vollständig in die Kriegsvorbereitung integriert wurde, hat man auch die Herstellung von Büromaschinen in Sömmerda stark eingeschränkt. Die Schreibmaschinenproduktion wurde eingestellt, und Rechenmaschinen verließen nur noch in geringer Zahl das Werk.
Büromaschinenproduktion (Stück) | |||||
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Jahr | Schreib- maschinen | Kleinschreib- maschinen | Rechen- maschinen | Addier- maschinen | Fakturier- maschinen |
1933 | 3420 | 4435 | 1070 | 90 | 10 |
1934 | 4626 | 8432 | 2335 | 940 | 21 |
1935 | 5934 | 8133 | 3430 | 2680 | 54 |
1936 | 7413 | 8461 | 4260 | 4170 | 123 |
1937 | 9130 | 10247 | 6575 | 6075 | 178 |
1938 | 10227 | 10776 | 6455 | 7740 | 245 |
1939 | 13163 | 10305 | 5940 | 7935 | 357 |
1940 | - | - | 3895 | 5070 | 296 |
1941 | - | - | 2610 | 2879 | 160 |
1942 | - | - | 1595 | 2124 | 130 |
Im Bereich Rechenmaschinen hat Rheinmetall von 1933 bis 1945 zahlreiche Neuerungen eingeführt und die Grundlagen einer einheitlichen Konstruktion geschaffen. Unter der Leitung von August Kottmann, ab 1933 Oberingenieur und 1941 zum Abteilungsdirektor für den Büromaschinensektor befördert, begann man ab 1933, die Vierspeziesmaschinen zu verbessern. Ziel war es, preisgünstige elektrische Rechenmaschinen anzubieten. Diese kamen 1934 als Modell KE (Kleinrechenmaschine mit elektrischen Antrieb) auf den Markt, und in den Jahren 1935 bis 1939 folgten weitere Typen mit zusätzlichen Einrichtungen: Speicherwerk (KES), elektrischer Wagentransport (KEW) und elektrischer Löschvorrichtung (KEL). Rheinmetall war wohl auch der erste Rechenmaschinenhersteller, der Staffelwalzenmaschinen mit einer Rückübertragungseinrichtung ausgestattet hat. Ein entsprechendes Patent CH213081 mit dem Titel "Elektrisch angetriebene Vorrichtung einer Rechenmaschine zur Rückübertragung von Werten aus dem Zählwerk ins Einstellwerk" wurde 1941 von der "Maschinen-Metallwaren-Handelsgesellschaft m.b.H" (Berlin-Tegel) in der Schweiz angemeldet. Auch die "Superautomaten" SAL und SASL (mit Speicherwerk) wurden weiter verbessert, aber die Arbeiten am Nachfolgemodell SAR (mit Rückübertragung), das insbesondere auch eine neue Verkleidung erhalten sollte, mußten 1943 wegen der benötigten Kapazitäten für die Waffen- und Munitionsproduktion eingestellt werden.
Am Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Büromaschinenwerk Sömmerda zunächst für drei Monate von amerikanischen Truppen besetzt, die wiederum am 3. Juli 1945 durch das sowjetische Militär abgelöst wurden. Die neue Besatzungsmacht ordnete sofort die Herstellung ziviler Produkte an, insbesondere von Schreib- und Rechenmaschinen, die als Reparationsleistungen in die Sowjetunion geliefert werden sollten. Der Wiederaufbau der Büromaschinenproduktion erfolgte durch August Kottmann, der im Juni 1945 kurzzeitig die Werksleitung übernommen hatte, ab September 1945 aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft aber nur noch die Position des ersten Ingenieurs erhielt. Trotz fehlender Teile und beginnender Demontage der Produktionsanlagen schaffte es die Belegschaft, bis Ende 1945 immerhin 500 Rechenmaschinen sowie zahlreiche Schreibmaschinen herzustellen und in die Sowjetunion zu liefern. Im Jahr 1945 kreuzten sich auch die Wege von Curt Herzstark und Rheinmetall. Herzstark, der aufgrund seiner jüdischen Herkunft in das KZ Buchenwald gebracht wurde, entwickelte in der Haft heimlich die Pläne für seine Miniatur-Rechenmaschine. Nach der Befreiung im April 1945 kam er in das nicht weit entfernte Sömmerda, wo er ab September 1945 Technischer Direktor des Büromaschinenwerks wurde und drei Prototypen des späteren Modells "Curta" entwickelte. Aufgrund der politischen Verhältnisse und der drohenden Deportation von Fachleuten in die Sowjetunion verließ er Ende 1946 Sömmerda. Hergestellt wurden seine Modelle Curta I und Curta II dann in Liechtenstein bei der 1946 gegründeten Firma Contina AG, deren technischer Direktor er bis 1951 war.
Am 19. Juli 1946 ging das Büromaschinenwerk Sömmerda in sowjetischen Besitz über und wurde in eine Sowjetische Staatliche Aktiengesellschaft umgewandelt, der "Rheinmetall-Borsig SAG", die zunächst der sowjetischen Muttergesellschaft "Totschmasch" untergeordnet war. Neuer Werksdirektor wurde Erich Liebig (bis 1958), während August Kottmann technischer Leiter blieb. Am 1. Januar 1950 wurde das Werk der SAG "Awtowelo" unter der Leitung von Generaldirektor Alexander Tschuchrow übergeben, der den Produktionsablauf rationalisierte und Fließbandfertigung in die Schreib- und Rechenmaschinenmontage einführte. Am 30. März 1951 verließ die 100.000 Rechenmaschine das Werk, und schon im Herbst darauf hat man die gleiche Gesamtstückzahl an Addiermaschinen erreicht. 1951 kam auch das Nachfolgemodell des Superautomaten SAL auf den Markt: die vollautomatische Rechenmaschine SAR mit Rückübertragungsvorrichtung und neuem Gehäuse. Der Erfolg dieses Modells blieb aufgrund technischer Mängel anfänglich noch hinter den Erwartungen zurück (vgl. den Brief von Adolf Schranz an Werner Lange in Reese 2002, S. 188). Auch im Bereich Schreib- und Fakturiermaschinen gab es einige Neuentwicklungen. So begann 1949 die Serienfertigung der von Heinrich Riffel gebauten Großschreibmaschine "Rheinmetall GS", und im gleichen Jahr hat man den elektromechanischen Fakturierautomat FME entwickelt, der die Rheinmetall-Fakturiermaschine FMR aus dem Jahr 1932 ablösen sollte.
2.3 VEB Büromaschinenwerk Sömmerda (1952 - 1990)
Am 3. Juni 1952 wurde das Rheinmetall-Werk in Sömmerda von der sowjetischen Regierung an die DDR zurückgegeben und zum volkseigenen Betrieb erklärt. Der neue Firmenname lautete nun "VEB Mechanik Büromaschinenwerk Rheinmetall Sömmerda". Aufgrund von Absatzschwierigkeiten kam es in dieser Zeit zu zahlreichen Entlassungen. Allein im Büromaschinenwerk Sömmerda hat man die Belegschaft um 80% reduziert. Zudem stieg der politische Unmut, wie auch in der ganzen DDR, der schließlich im Aufstand von 17. Juni 1953 endete. Danach änderte sich die wirtschaftliche Zielsetzung, und man entschied, auch im Werk Sömmerda Konsumgüter mit in die Produktion aufzunehmen, wie z.B. Fotoapparate ("Weltax", "Exa") und Mopedmotoren. Die Büromaschinen bildeten aber nach wie vor den Hauptanteil der Produktion, und im Jahr 1956 konnte man bereits die 200.000 Rechen- und Addiermaschine ausliefern. Diese wurden ab 1951 mit einer moderneren Verkleidung und gefederter Bodenplatte zur Geräuschdämmung hergestellt, wobei man gleichzeitig das Typenprogramm bereinigte. Von den Modellen, die bei Rheinmetall-Borsig vor 1945 hergestellt wurden und in zahlreichen Varianten (Kapazitäten von 6×6×12 bis 9×8×17) mit verschiedenen Zusatzeinrichtungen (Speicherwerk, Rückübertragung) angeboten wurden, blieben nur noch die Handrechenmaschine D IIc (bis 1957), das elektrische Modell KEW IIc (bis 1961), die halbautomatischen Rechenmaschinen KEL IIc (bis 1967) und KEL IIc R (mit Rückübertragung) sowie der "Superautomat" SAR IIc (bis 1971), alle mit einer einheitlichen Größe von 9 × 8 × 17 in den Zählwerken. Viele Rheinmetall-Modelle hat man auch für den Export produziert, wobei der Vertrieb durch die "Büromaschinen Export GmbH Berlin" erfolgte. Um auf dem expandierenden Rechenmaschinenmarkt in Westdeutschland bestehen zu können, mußte man die vorhandenen Modelle weiterentwickeln. So wurde ab 1957 die Baureihe SAR IIc mit einem Summierwerk ausgestattet und als Modell SAR IIc S auf den Markt gebracht (den Aufbau des Speicherwerks hat man jedoch fast vollständig vom Vorgängermodell SASL übernommen). Ebenso wurde in den Halbautomaten KEL IIc R ein Speicherwerk (Rückwurfspeicher) eingebaut, der dann ab 1958 als Modell KEL IIc RS ausgeliefert wurde. Unter der Leitung von Erich Krüger nahm man Mitte der 1950er Jahre auch die Entwicklung der Lochkartentechnik wieder auf, und bereits 1957 konnten die ersten Geräte (Kartenlocher und -prüfer, Sortier- und Tabelliermaschinen) hergestellt werden.
Anfang der 1960er Jahre begann im Büromaschinenwerk Sömmerda das Zeitalter der Elektronik. Ab 1957 wurde eine Gruppe von jungen Konstrukteuren und Fachleuten auf diesem Gebiet zusammengestellt. Das Kollektiv unter der Leitung von Heinz Skolaude schaffte es, bis zur Leipziger Herbstmesse 1962 einen elektronischen Fakturierautomaten - das Modell EFA 380 - fertigzustellen, und 1963 konnte bereits auch das Nachfolgemodell EFA 381 mit Magnetkernspeicher hergestellt werden. Der Fakturierautomat Typ 381 trug erstmals auch den neuen Markennamen "Soemtron", der einerseits den technischen Generationenwechsel verdeutlichen sollte (zusammengesetzt aus SOEMmerda und ElekTRONik), und andererseits ein juristisches Problem löste: den jahrelangen Streit mit dem Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern um das Warenzeichen "Rheinmetall", das Firmenlogo und die Patentrechte. Tatsächlich wurden aus diesem Grund bereits ab 1960 die Schreib- und Rechenmaschinen unter der Bezeichnung "Supermetall" ausgeliefert. Die Rheinmetall AG in Düsseldorf, 1950 wieder von der Borsig AG getrennt und 1957 in die Rheinmetall GmbH umgewandelt, stellte zu jener Zeit allerdings nur noch zwei Rechenmaschinen-Modelle her: die Zweispeziesmaschinen "Simplex" (mit einem Resultatwerk) und "Duplex" (mit zwei Resultatwerken).
Ab 1966 wurden im Büromaschinenwerk Sömmerda die ersten elektronischen Tischrechenmaschinen gefertigt. Diese Modelle, die mit Germaniumtransistoren und Ferritkernspeichern arbeiteten, wurden in zwei Varianten hergestellt: mit Ziffernanzeigeröhren (Modell ETR 220, ab 1968 zusätzlich ETR 222) und mit Druckeinrichtung (Modell ETR 224). Ab 1968 folgten auch Weiterentwicklungen des Fakturierautomaten, die elektronischen Abrechnungsautomaten EAA 382 bis EAA 385, und 1971 begann die Herstellung von Druckern. Am 1. April 1969 wurde das Büromaschinenwerk Sömmerda der Stammbetrieb des neugegründeten Kombinats Zentronik, einer Vereinigung volkseigener Betriebe im Bereich Bürotechnik. Hierzu gehörte u.a. das Buchungsmaschinenwerk in Karl-Marx-Stadt, das Optima-Büromaschinenwerk in Erfurt sowie der VEB Maschinelles Rechnen Meiningen/Zella-Mehlis (das frühere Mercedes-Werk, später Cellatron). Am 1. Januar 1978 hat man das BWS Sömmerda dem Kombinat Robotron mit Stammsitz in Dresden zugeordnet und in "VEB Robotron Büromaschinenwerk Sömmerda" umbenannt. Von 1981 bis 1989 erlebte das Büromaschinenwerk mit der Herstellung von Personal Computern, wie etwa dem 8-bit-Rechner Modell 1715, und PC-Zubehör (hauptsächlich Nadeldruckern) nochmals einen Aufschwung, der Sömmerda zur "Hauptstadt des Computers" in der DDR machte. In technischer Hinsicht war man jedoch eine Computergeneration hinter dem westlichen Standard zurück. Dies änderte sich erst ab dem 1. Juli 1990, nach dem Inkrafttreten der Währungs-, Wirtschafs- und Sozialunion mit der BRD, als mit den Rechnern Soemtron 286 bis 486 das westliche Niveau erreicht wurde. Das am 1. Juni 1990 in "Robotron Büromaschinenwerk AG Sömmerda" umgewandelte Unternehmen schaffte es jedoch nicht, sich schnell an die geänderten Verhältnisse auf dem Büromaschinen-Weltmarkt anzupassen, so daß zum 31. Dezember 1991 die Produktion eingestellt werden mußte.
Mit etwa einer Million Rechen- und Addiermaschinen allein im Büromaschinenwerk Sömmerda gehört Rheinmetall wohl zu den größten Herstellern mechanischer Rechentechnik überhaupt. Viele der hier zusammengefaßten Daten und Zusammenhänge stammen aus dem Buch von Annegret Schüle, "BWS Sömmerda" (1995), das die wechselvolle Geschichte des Unternehmens ausführlich beschreibt. Weitere Informationen und zahlreiche Bilder zu den verschiedenen Rheinmetall-Modellen findet man im Buch von Alfred Waize, "Die Welt der Rechenmaschinen".
3 Rechenmaschinen
3.1 Modelle
siehe Kasten
3.2 Typenkennzeichnung
Ab 1934 wurden die Rechenmaschinentypen einheitlich in der Form
- Maschinentyp+Grundausstattung Kapazität Zusatzausstattung
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4 Andere Produkte, Reklame
siehe Rheinmetall Werbung
5 Wichtige Personen
5.1 Firmengründer
- Ehrhardt, Heinrich
5.2 Konstrukteure
- Berk, Richard (erste Rheinmetall-Modelle)
- Kottmann, August (alle weiteren Rechenmaschinen)
5.3 sonstige Personen
- Schweitzer, Heinrich (Schreibmaschinen)
- Tauschek, Gustav (Lochkartentechnik)
- Skolaude, Heinz (elektronische Rechner)
- Herzstark, Curt
6 Weitere Informationen
- Siehe Rheinmetall Material
- Siehe Rheinmetall Technik
- Siehe Rheinmetall Werbung
7 Literatur
- Anthes/Reese 2019 "Rheinmetall-Tabelle"
- Rheinmetall Rechenmaschinen - Fotoliste / Stand 2018 (Nur für Mitglieder)
- Autorenkollektiv 1989
- Blaue Liste (z.B. 1966 und 1969)
- Brauner 1925
- Martin 1925 S. 370 -372; 448 - 452
- Kottmann 1942
- Petzold 1992
- Reese 2018/2: "RHEINMETALL - Rechenmaschinen nach dem Sandwich-Prinzip"
- Schüle 1995
- Waize 1999
8 Anmerkungen
- Die Modelle ohne selbsttätige Division werden inoffiziell auch mit dem Buchstaben "K" gekennzeichnet
Metal V, Rheinmetall-Borsig AE und AES, Rheinmetall-Borsig AH und AHS, Rheinmetall-Borsig D / K, Rheinmetall-Düsseldorf Simplex und Duplex, Rheinmetall 15/1794, Rheinmetall AHS und AES, Rheinmetall D IIc, Rheinmetall FAX, Rheinmetall I, Rheinmetall KEL / KELR, Rheinmetall KEL IIc, Rheinmetall KEW / KEWS, Rheinmetall KEW IIc, Rheinmetall KE / KES, Rheinmetall SAL / SASL, Rheinmetall SAR IIc
- Patent:CA292403 20.08.1929 Eichenauer, Konrad Rheinmetall Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik
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Calculating machine - Patent:CA293012 10.09.1929 Conrad Eichenauer Rheinmetall Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik
:
Calculating machine - Patent:CA308739 17.02.1931 Eichenauer, Konrad Rheinmetall Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik
:
Calculating machine controlling one or more secondary machines
- Patent:CH147845 30.06.1931 Rheinmetall (Rheinische Metallwaaren und Maschinenfabrik) :
Rechenmaschine mit mehreren Zählwerken. - Patent:CH158571 30.11.1932 Rheinmetall :
Eine Rechenmaschine und eine Registriermaschine besitzende Buchungsmaschine.